Administration
6. Dezember 2021

Versicherungen handeln Spezialfonds hyperaktiv

Kommalpha: Geringes Nettomittelaufkommen bei Versicherungen. Weniger Mittelzuflüsse in Q3 für deutsche Spezialfonds.

Auch im dritten Quartal hat Kommalpha dem deutschen Spezialfonds wieder den Puls gefühlt. Ermittelt hat der Berater eine deutlich geringere Zufuhr an frischem Blut beziehungsweise Geld: Mit lediglich 38,5 Milliarden Euro waren die Mittelzuflüsse in Q3 nur in etwa halb so hoch wie im zweiten Quartal. Das Nettomittelaufkommen sank von 21,4 auf 14,9 Milliarden Euro immerhin nicht ganz so stark. Bezüglich des niedrigeren Blutdrucks schlägt Kommalpha- Vorstand Clemens Schuerhoff im aktuellen Spezialfondsmarkt-Quarterly zwar noch nicht Alarm, auch wenn „der schwache September mit 2,7 Milliarden Euro das geringste Mittelaufkommen seit der historischen coronabedingten Delle im April und Mai 2020 aufweist“, und vor allem die Dotierung frischer Liquidität im Berichtsquartal erheblich abnahm. Schuerhoff plant jedoch weitere Untersuchungen der Daten der Deutschen Bundesbank: „Vielleicht ist die Zeit der üppigen frischen Liquidität im Markt vorbei. Wir werden es genau beobachten.“

Von der Cash-Zufuhr bleibt wenig hängen

Mit Blick auf die Anlegergruppen gibt vor allem das Befinden der Assekuranz Grund zur Sorge. Aus medizinischer Sicht müsste man schon seit geraumer Zeit eine Hyperaktivität oder Inkontinenz diagnostizieren. Zwar liegen Versicherungen auch im dritten Quartal bei der Zuführung von frischer Liquidität mit fast elf Milliarden Euro in Führung – netto blieben jedoch nur knapp zwei Milliarden hängen. „Bei Versicherungen landeten lediglich 17 Prozent der frischen Mittel im dritten Quartal netto in den Spezialfonds. Das ist eine sehr niedrige Quote. Diese Anteilscheindynamik lässt sich schon seit Längerem beobachten und somit ist das dritte Quartal keine Ausnahme“, so das Bulletin von Schuerhoff, dem für seinen Spezialfonds-Bericht BNP Paribas Securities Services, DZ Bank und Société Générale Securities Services zur Seite stehen. „Bei Versicherungen scheint ein gewisser Aufruhr hinsichtlich der Organisation und Verwendung der Kapitalanlagen zu herrschen“, analysiert Schuerhoff.

Geschrumpftes Nettomittelaufkommen stimmt bedenklich

Gestützt wird der Befund zur Lage der Assekuranz auch über längere Untersuchungszeiträume. Bei der größten Anteilseignergruppe im deutschen Spezialfondsgeschäft beträgt der Mittelwert des monatlichen Nettomittelaufkommens in Spezialfonds nur 348 Millionen Euro in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres. Schuerhoff merkt hierzu an: „Das überwiegend sehr geringe und vor allem volatile Niveau der monatlichen Nettomittelaufkommen in Spezialfonds von Versicherungen ist hochgradig bemerkenswert und kann schon fast bedenklich machen.“

Zum Vergleich: Altersvorsorgeeinrichtungen verzeichneten im laufenden Jahr im Mittelwert monatliche Nettomittelaufkommen von 2,3 Milliarden Euro. Der Blick auf die anderen Anteilseignergruppen zeigt auch, dass diese im laufenden Jahr alle hinsichtlich des Nettomittelaufkommens über ihrem entsprechenden Vergleichswert liegen. Bei für Versicherungen administrierte Spezialfonds ist dagegen dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr regelrecht eingebrochen. „Die Netto-Cashflows im laufenden Jahr betragen magere 3,1 Milliarden Euro per Ende September, was sage und schreibe 11,6 Milliarden Euro unter dem entsprechenden Vergleichswert in 2020 liegt. Diese Tatsache wird umso bemerkenswerter vor dem Hintergrund der Dotierung frischer Mittel in Spezialfonds. Hier liegen Versicherungen mit 42,3 Milliarden Euro zwar deutlich unter dem Niveau per Ende drittem Quartal 2020, aber die Dynamik im Anteilscheingeschäft und die Tatsache, dass im laufenden Jahr nur rund sieben Prozent der frischen Liquidität netto in Spezialfonds von Versicherungen gelandet sind, ist sehr außergewöhnlich.“ Im Umkehrschluss bedeute dies eine enorme Liquiditätspräferenz beziehungsweise einen Abzug von Mitteln aus deutschen Spezialfonds, den man schon seit geraumer Zeit beobachte. Zur Erklärung führt Clemens Schuerhoff die Verwendung der Mittel für Allokationen außerhalb des Spezialfondsmantels sowie für bilanzielle und geschäftliche Zwecke an.

Deutlich positiver beziehungsweise mandatstreuer sieht es bei Altersvorsorgeeinrichtungen und Kreditinstituten aus. Beide Investorengruppen liegen beim Nettomittelaufkommen per Ende September 2021 deutlich mehr als sechs Milliarden Euro über ihren Vergleichswerten von 2020 bei gleichzeitig relativ unveränderten Dotierungen frischer Liquidität. Auch dank dieser beiden Anlegergruppen macht der deutsche Spezialfonds einen gesunden Eindruck. Per Ende September liegt das Nettomittelaufkommen mit 60,2 Milliarden Euro über dem Wert von 2020. Da Q4 üblicherweise sehr stark ausfällt, schätzt Kommalpha das Nettomittelaufkommen von deutschen Spezialfonds in 2021 auf über 95 Milliarden Euro.

 

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