Investoren
5. September 2022

Versicherungen sind Zugpferde im Spezialfondsmarkt

Spezialfonds von Versicherungen sammelten zuletzt wieder viel Geld ein. In einer anderen Investorengruppe wiederum gibt es laut einer Analyse von Kommalpha „Aufruhr im Sinne von sehr hohem Liquiditätsentzug“.

Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen waren im zweiten Quartal 2022 erneut die Zugpferde im Spezialfondsmarkt, gefolgt von den sogenannten privaten Organisationen ohne Erwerbszeck. Das zeigt die aktuelle „Spezialfondsmarkt Quarterly“-Auswertung der Beratungsgesellschaft Kommalpha. Stichtag ist der 30. Juni 2022. Demnach sammelten Spezialfonds von Versicherungen im zweiten Quartal 7,3 Milliarden Euro netto ein. Altersvorsorgeeinrichtungen lagen bei 5,3 Milliarden Euro. Private Organisationen ohne Erwerbszweck wiederum dotierten immerhin noch 3,8 Milliarden Euro netto in Spezialfonds.

Bei den übrigen Investorensegmenten waren die drei Monate des zweiten Quartals laut Kommalpha „wechselhaft“. Insgesamt betrug das Nettomittelaufkommen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 47,5 Milliarden Euro. Das sind rund 2,2 Milliarden Euro mehr gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres. „Bei linearer Fortschreibung und der Prämisse eines erfahrungsgemäß immer sehr starken 4. Quartals wird 2022 erneut ein Erfolgsjahr für den deutschen Spezialfonds“, prognostiziert Clemens Schuerhoff, Vorstand der Kommalpha AG.

Der Vorjahresvergleich zum Stichtag 30. Juni deckt auf, dass Versicherungen gegenüber 2021 ein ganz starkes Jahr aufweisen, schreibt Kommalpha. Das Nettomittelaufkommen der Versicherungen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 beträgt 16,4 Milliarden Euro und liegt damit 15,1 Milliarden Euro über dem Wert per Ende Juni 2021. Ihre Mittelzuflüsse von frischer Liquidität sind mit 46,5 Milliarden Euro ebenfalls rund 15 Milliarden Euro höher als zum gleichen Zeitpunkt 2021. Das sei ein fulminantes Comeback von Versicherungen.

AV-Einrichtungen investieren deutlich weniger

Altersvorsorgeeinrichtungen als zweitgrößte Anteilseigner-Gruppe im Spezialfondsgeschäft stehen im Vergleich zu den Versicherungen vergleichbar schwach da. Ihr Nettomittelaufkommen von Januar bis Juni 2022 beträgt 11,6 Milliarden Euro, was 4,7 Milliarden Euro unter dem Niveau des Vergleichswertes von 2021 liegt. Ihre Zuflüsse an frischer Liquidität in Höhe von 29,4 Milliarden Euro befinden sich allerdings fast auf dem Niveau des entsprechenden Zeitpunktes des Vorjahres.

Die Cashflows von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck konnten ihr Niveau der starken Jahreshälfte 2021 nicht halten. Das Nettomittelaufkommen der drittgrößten Investorengruppe am Spezialfondsmarkt beträgt per Ende Juni 2022 rund 7,6 Milliarden Euro, was 5,7 Milliarden Euro unter dem Vergleichswert aus 2021 liegt. Die Zuflüsse an frischer Liquidität sind eingebrochen. Sie betragen per Ende Juni 2022 gut 17 Milliarden Euro. Das sind 21 Milliarden Euro weniger gegenüber dem entsprechenden Wert aus dem Vorjahr.

Negatives Nettomittelaufkommen „extrem bemerkenswert“

Bei Kreditinstituten und Corporates gibt es in der aktuellen Spezialfonds-Untersuchung keine wesentlichen Auffälligkeiten. Die einzige Investorengruppe, die per Datenstichtag 30. Juni 2022 ein negatives Nettomittelaufkommen aufweist, sind Sozialversicherungen sowie kirchliche/öffentliche Zusatzversorgungseinrichtungen. Per Ende Juni 2022 flossen netto 830 Millionen Euro aus ihren Spezialfonds ab, obwohl die Dotierungen an frischen Mitteln in Höhe von 20,6 Milliarden Euro deutlich über dem Vergleichswert aus 2021 liegen. „Das ist extrem bemerkenswert, insbesondere da es sich hier hinsichtlich der Anzahl der Investoren um eine vergleichbar kleine Investorengruppe handelt, und es hat den Anschein, dass dort Aufruhr im Sinne von sehr hohem Liquiditätsentzug aus Spezialfonds herrscht“, kommentiert Schuerhoff.

Kommalpha analysiert in der Publikation „Spezialfondsmarkt Quarterly“ die Netto- und Brutto-Cashflows sowie ausgewählte Strukturmerkmale des deutschen Spezialfondsmarktes. Dies erfolgt auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank. Alle Ausgaben sind kostenfrei auf www.kommalpha.com erhältlich und werden von BNP Paribas Securities Services, DZ Bank, HSBC Deutschland und Société Générale Securities Services unterstützt und begleitet. Die aktuelle und inzwischen achte Ausgabe finden Sie hier.

Autoren:

Schlagworte: |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert