Administration
12. November 2014

Verwahrstellen orientieren sich am KAGB und Charles Darwin

Die Itechx-Fachtagung zeigte viele Treiber und verschiedene Strategien auf. Eine große Chance wird bei der Verwahrung von Alternatives gesehen.

Fest eingeschnürt im Regularien- und Kostenkorsett: Dieses Bild zeichnete der Berater Itechx zur Lage von Verwahrstellen auf seiner Fachtagung Ende vergangene Woche. Mag der Gesetzgeber in seinen Regulierungsmaßnahmen ein notwendiges Stützkorsett für den Finanzmarkt sehen, verspüren die Verwahrer auf jeden Fall den Zwang, ihre Business- und Prozessmodelle auf das Regularienkorsett abzustimmen. „Die regulatorischen Anforderungen an Depotbanken sind durch AIFMD, Emir und eine Vielzahl anderer regulatorischer Maßnahmen in den vergangenen Jahren vielschichtiger geworden und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Mit dieser Komplexität professionell umzugehen und dabei das Kundeninteresse im Auge zu behalten, ist ein wichtiger Aspekt für die Wettbewerbsfähigkeit einer Depotbank“, beschreibt Dr. Christian Schmies, Partner bei Hengeler Mueller, auf der Konferenz die Lage etwas nüchterner. 
Durch die Regulierung entstehen für Verwahrstellen aber auch Chancen, insbesondere bei alternativen Assets. Taras-Tommy Tayfun, Head of Consuting bei Itechx: „Kleinere Verwahrstellen könnten mit einem erweiterten Verwaltungsangebot von Asset-Klassen in Sachwerten die aktuellen Chancen im Markt aufgreifen und den Kunden unter dem neuen KAGB-Regime somit einen spürbaren Mehrwert bieten. Denn insbesondere im Bereich der geschlossenen Fonds wird in den kommenden Jahren hohes Geschäftspotenzial für Verwahrstellen erwartet.“ Alternative Assets sind zwar nicht wie Wertpapiere verwahrfähige Vermögensgegenstände. Das KAGB verpflichtet Fondsinitiatoren jedoch, eine Verwahrstelle zu beauftragen, um unter anderem Eigentumsrechte und Zahlungsströme zu überwachen. Die für Alternatives notwendigen Kernkompetenzen sind von einer Wertpapierverwahrstelle unbedingt abzugrenzen, so die Empfehlung von Ludger Wibbeke, Leiter Real Assets bei Hauck & Aufhäuser, der den Bedarf an einer Professionalisierung und Spezialisierung herausstreicht: „Die starke Verrechtlichung des gesamten AIF-Spektrums setzt höhere Maßstäbe an die Zuverlässigkeit einer externen Verwahrstelle für alternative Investments, wie zum Beispiel Immobilien, Private Equity und Infrastruktur. Hier erfordern Transaktionsgeschwindigkeit und investmentrechtliche Souveränität für angemessene Reaktionszeiten eindeutig Spezialisierung und Professionalisierung.“
Neben dieser Entwicklung von neuen Produkten und der Fokussierung auf neue Kundensegmente und Märkte sah Gina Slotosch, Head of Global Custody Product bei HSBC, auf der Fachtagung eine weitere Strategieoption in der Optimierung des bestehenden Geschäfts. „Trends die unseren Industriezweig über die nächsten Jahre hinweg verändern werden, sind beispielsweise die Weiterentwicklung von Kundenanforderungen bezüglich Haftung, eigener Lagerstellen oder Self-Clearing-Kapazitäten, der zunehmende Preiskampf, mögliche neue Marktteilnehmer, hohe Investmentanforderungen, ein langsames organisches Wachstum und regulatorische Veränderungen.“ Den hohen Investmentanforderungen kommt natürlich wenig entgegen, dass die Margen im Custody-Kerngeschäft sehr eng sind. Dafür lassen sich neue Ertragsquellen mit Zusatzdienstleistungen erschließen. Uwe Loose von BNP Paribas nennt als Beispiele FX, Collateral Management, Reporting, Wertpapierleihe und Steuerdienstleistungen.
Intensiv wurde auf der Tagung diskutiert, ob es eher die Global Custodians oder die lokalen Verwahrstellen sein werden, die am Ende die verschiedenen Herausforderungen meistern und die neuen Chancen nutzen werden. Als Gewinner werde am Ende derjenige hervorgehen, der sich an diese Veränderungen am besten anpasst, argumentierte Gina Slotosch mit Charles Darwin.
portfolio institutionell newsflash 12.11.2014/Patrick Eisele
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