Schwarzer Schwan
14. Juni 2013

Vom Saulus zum Paulus

Wie legt man Geld sicher an? Nutzen Sie die Expertise von Bernard Madoff! Der ehemalige Alpha-Spezialist rät zu Indexfonds.

Nach gut fünf Jahren hinter Gittern meldet sich Bernard Madoff dankenswerterweise in der Öffentlichkeit zurück. Keine Sorge, seine Strafe hat er noch nicht abgesessen, sein Wohnsitz ist nach wie vor das Gefängnis in Butner, North Carolina. Dieser Umstand hielt ihn allerdings nicht davon ab, dem Wall Street Journal „Market Watch“ kürzlich ein Interview zu geben und mit zahlreichen nützlichen Tipps um sich zu werfen, wie Investoren am besten ihr Geld anlegen und die Finanzmärkte in Zukunft fairer werden.
Im Zweifelsfall sollten Investoren Indexfonds nutzen, empfiehlt die einstige Hedgefonds-Ikone. „Das ist das sicherste und am wenigsten wahrscheinliche Investment, betrogen zu werden“, meint er. Und Madoff muss es wissen, schließlich hat er mit seinem sehr aktiv betriebenen Schneeballsystem jahrelang Investoren und Behörden hinters Licht geführt. Seine nun entdeckte Liebe zu passiven Ansätzen könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass er selbst im Moment zur Passivität verdammt ist. Sein Bewegungsradius umfasst den täglichen  Hofgang und die Besuche im Gemeinschaftsraum. Der dortige Fernseher ist im Übrigen seine einzige Informationsquelle, Internetzugang hat er keinen. Allerdings muss er sich den Fernseher zwischen 14 Uhr und Mitternacht mit 60 anderen Gefängnisinsassen teilen, wie Market Watch berichtet. 
 
„Die Wall Street ist gar nicht so kompliziert. Wenn Sie ein Investment nicht verstehen, sollten Sie ihr Geld nicht darin anlegen“, empfiehlt Madoff außerdem. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Doch dass Menschen, genau das oft eben nicht tun, weiß er wohl am besten. Schließlich hat er sich dies jahrelang zu Nutze gemacht. „Ich wurde immer wieder gefragt, wie ich arbeite, was ich natürlich nicht verraten wollte. Und trotzdem wurde weiterhin bei mir investiert“, blickt er zurück. „Meine Investoren waren anspruchsvolle Leute, smart genug, um zu wissen, was vor sich ging und wie das Geld verdient wurde. Und trotzdem haben sie bei mir investiert.“ Hat die Zeit im Gefängnis Madoff wirklich geläutert und vom Saulus zum Paulus werden lassen? Das muss man an dieser Stelle wohl bezweifeln. Wenn Madoff seinen ehemaligen Investoren deren Blindheit und Dummheit unter die Nase reibt, wirkt er eher amüsiert als reuevoll. Und hält die Investments aus Investorensicht womöglich für gut angelegtes Lehrgeld.
„Man hätte mich viel früher schnappen können“
Auch die Aufsichtsbehörde SEC bekommt ihr Fett weg, weil sie ihn erst so spät gefasst hat. „Sie haben mich nicht geschnappt, weil ihr Informant, Harry Markopolos, sie auf die falsche Fährte geführt hat. Er war ein Idiot“, argumentiert Madoff im Interview mit Market Watch. Er empfiehlt der Aufsichtsbehörde, sich dringend mehr und vor allem besseres Personal zu besorgen. „Im Grunde ist die SEC nur ein Trainingslager. Sobald die Leute qualifiziert sind, gehen sie und arbeiten für private Firmen.“ Nicht nur in Personaldingen hat Madoff Tipps für die Behörde parat: „Hedgefonds sind eine Gefahr für den Markt und müssen registriert werden.“ Und auch hier weiß er mal wieder, wovon er spricht. Zwischen 2006 und 2008 fand bei ihm nämlich keine einzige Kontrolle statt. „Hätte es eine Inspektion gegeben, hätte man mich schon viel früher geschnappt“, so Madoff. Hilfreich wäre auch ein unabhängiger Custodian gewesen. „Bei einer Kontrolle hätte die SEC in die Konten des Custodians schauen können und gesehen, dass die Fonds in meinen Büchern nicht damit übereinstimmen. Und ich wäre geschnappt worden“, so Madoff. 
Rückblickend ist man immer schlauer. Europas Antwort auf Madoff ist die AIFMD, also die Aufsicht-Inhaftiert-Fälscher-Madoff-Direktive. Madoffs Antwort auf seine Inhaftierung sind gute Ratschläge. Auf Buchreise wie sein „Kollege“ Nick Leeson wird Madoff, wenn er denn ein solches schriebe, aber nicht gehen können. Schließlich wurde er 2010 zu 150 Jahren Haft verurteilt.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein stressfreies Wochenende.

Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert