Alternative Anlagen
30. August 2012

Vom Winde verweht

Tropensturm „Isaac“ fegte am Dienstag über die Karibik hinweg und trifft genau sieben Jahre nach „Katrina“ auf die Küste der USA. Experten zufolge handelt es sich um den ersten nennenswerten Sturm der Saison. Der Region – und Inhabern von Cat Bonds – drohen schwere Schäden.

Analysten des Rückversicherers Allianz Re zufolge bedroht Isaac die südlichen Vereinigten Staaten, wo möglicherweise große Gebiete betroffen sein werden. Am Dienstagabend betrug die maximale Windstärke zunächst 110 Km/h. Der Wert liegt nur knapp unter der Schwelle für einen sogenannten Hurrikan der Kategorie 1, die Isaac in der Nacht dann allerdings überschritten hat.
Dr. Hans Peter Boller, Managing Partner und Vice Chairman bei Secquaero Advisors, erklärt gegenüber portfolio institutionell: „Die Hurricane-Saison dauert offiziell von Anfang Juni bis in den November.“ Die Hauptaktivität der Stürme, sowohl bezüglich Frequenz wie auch Stärke, liege in der 2. August- und der 1. Septemberhälfte. „Das heißt, wir sind mittendrin.“ Die Gesamtlage in diesem Jahr sei aber eher günstig und spreche für nicht besonders viele Hurricanes. Die Vorhersage für 2012 lag Boller zufolge bei fünf Hurricanes, davon zwei mit Stärke 3 oder mehr. Wichtig sei aber die Frage, ob ein Hurricane auf Land treffe oder sich über dem Meer austobe. Kritisch sei es, wenn ein Sturm sehr stark sei und „auf Land geht“.
Wette auf das Wetter
Tropenstürme oder Hurrikans haben gegenüber Naturkatastrophen wie Erdbeben zumindest einen Vorteil: Während sie sich über dem Ozean zusammenbrauen, haben die Menschen an Land in der Regel ein paar Tage Zeit, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Zeit zum Handeln haben damit aber auch jene Kapitalmarktteilnehmer, die mit Hilfe von Katastrophenanleihen oder Cat-Bonds, wie die Anleihen auch genannt werden, auf bestimmte Naturereignisse spekulieren. Genau genommen setzen die Käufer von Cat-Bonds darauf, dass die Erwartungen an bestimmte Wetterphänomene überzogen sind.
Nach Angaben von Boller tut sich am Markt für Cat Bonds derzeit (Dienstagabend) nichts. „Der Handel ist nicht anders als an jedem anderen Tag zu dieser Jahreszeit.“ Eine Handelszunahme sei ebenfalls nicht zu verzeichnen. Mit Blick auf mögliche Schäden meint Boller: „Wie die lokalen Versicherer aussehen werden, lässt sich schwer sagen“, aber wenn nicht Unvorhergesehenes eintritt, werde es ein „Non-event“. Anleger in Cat Bonds werden wahrscheinlich nicht getroffen, so Boller.
Bei einem aufkommenden Sturm können die Preise für Cat-Bonds binnen kurzer Zeit drastisch schwanken. Das wiederum bietet Anlegern die Möglichkeit, günstig zum Zug zu kommen und sehr attraktive Renditen zu vereinnahmen. Stellt sich jedoch heraus, dass ein Sturm zu einem Hurrikan auswächst, drohen den Inhabern der Katastrophenanleihen empfindliche Verluste bis hin zum Totalverlust. Insofern ist derjenige im Vorteil, der die Wetterdaten richtig interpretiert.
Akteure am Markt für Cat Bonds
Rückversicherer sind in der beneidenswerten Position, besonders attraktiv erscheinende Risiken gezielt eingehen und daraus Portfolien zu konstruieren zu können. Typischerweise nutzen sie dabei Katastrophenanleihen als Vehikel, um sich ungewollter Spitzenrisiken durch Cat-Bond-Emission zu entledigen. Jüngsten Angaben zufolge hat die Munich Re im Juni Deckung für Risiken aus US-Hurrikanen und Windstürmen in Europa mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen US-Dollar erworben. Kontrahent war der Zweckversicherer Queen Street, der die Risiken mittels Katastrophenanleihe am Kapitalmarkt platziert hat. Munich Re erhält auf diese Weise Entlastung bei Schäden aus Extremereignissen, die sich kombiniert rechnerisch circa einmal in 35 Jahren ereignen. Als Käufer listet der Rückversicherer unter anderem Versicherer auf. Aber auch Investmentfonds und Hedgefonds hätten bei der Emission der Munich Re zugegriffen.
Nach Angaben der Allianz Re wurden die größten durch Hurrikans verursachten Schäden im Jahr 2005 verzeichnet, als Katrina, Rita und Wilma die USA heimsuchten. Allein durch den Wirbelsturm Katrina verloren 1.836 Menschen ihr Leben. Die Sachschäden werden auf 81 Milliarden US-Dollar beziffert.
portfolio institutionell newsflash 29.08.2012/tbü
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