Alternative Anlagen
18. Juni 2014

Wachstum mit Hindernissen

Drei von vier Vermögensverwaltern überarbeiten derzeit ihre Geschäftsstrategie grundlegend. Gute Aussichten für gute Vertriebsleute.

Welche sind die größten Herausforderungen für Asset Manager, wenn sie in neue Märkte expandieren? So lautet die zentrale Fragestellung einer neuen Studie, die State Street beim Informationsdienstleister FT Remark in Auftrag gegeben hat. Die Befragten stammen zu gleichen Teilen aus Nordamerika, Europa und dem Asien-Pazifik-Raum und verwalten ein Vermögen von Privatanlegern und institutionellen Kunden in Höhe von mindestens fünf Milliarden US-Dollar. 
Vertraut man den Ergebnissen der Untersuchung unter 300 leitenden Mitarbeitern bei Vermögensverwaltern, bleibt bei den Unternehmen kein Stein auf dem anderen. So überarbeiten 76 Prozent der Vermögensverwalter derzeit ihre Geschäftsstrategie. Obwohl die überwältigende Mehrheit von 97 Prozent zwar generell positive Erwartungen für die Geschäftsentwicklung der kommenden zwölf Monate hat, wappnen sich die Vermögensverwalter für neue Herausforderungen durch veränderte Kundenanforderungen wie zum Beispiel bessere Diversifikation, weniger Volatilität, mehr Transparenz sowie anstehende Produktinnovationen und neue Vertriebs- und Front-Office-Lösungen. Der Titel der State-Street-Studie trägt den mit einem kriegerischen Unterton formulierten Titel „Frontline Revolution: The New Battleground for Asset Managers“. Ob die unbestritten hart umkämpfte Welt der Vermögensverwaltung aber tatsächlich einem Schlachtfeld gleicht, sei dahingestellt. Dessen ungeachtet zeigt die Untersuchung, dass Vermögensverwalter neben langfristigen Innovationen auch auf eine Mischung aus begabten Köpfen und innovativer Technologie setzen. 
„Nach überwundener Finanzkrise haben die Vermögensverwalter Wachstum im Visier“, schätzt Joseph Antonellis, Vice Chairman von State Street, ein und betont, dass fast alle befragten Manager mit Blick auf das geschäftliche Umfeld der kommenden zwölf Monate optimistisch eingestellt seien. Gleichwohl sehen sich nur wenige von ihnen gut auf die Anforderungen ihrer Kunden vorbereitet. „Um die Leistungslücke zu schließen, werden Risiko- und Performance-Analysen sowie die Datenintegration in den kommenden drei Jahren zu den wichtigsten Investitionsbereichen gehören“, ist Antonellis überzeugt. In der Studie rangiert die Risikoanalyse mit 44 Prozent an erster Stelle vor der Performance-Analyse (40 Prozent) und der Datenintegration (37 Prozent). 
Wo sich Wachstum generieren lässt
48 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass die Entwicklung innovativer Produkte für bestehende regionale Märkte das meiste Wachstumspotenzial bietet. An zweiter Stelle (24 Prozent) steht die Eroberung eines größeren Marktanteils in bestehenden Märkten mit vorhandenen Produkten. Immerhin 20 Prozent versprechen sich von der Einführung vorhandener Produkte in neuen regionalen Märkte Wachstumsmöglichkeiten. 
Weitere zentrale Ergebnisse der Studie stellen sich wie folgt dar: 42 Prozent der Teilnehmer setzen auf Wachstum durch neue Kundensegmente. 32 Prozent beabsichtigen, die Anzahl ihrer Vertriebskanäle zu erhöhen. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten will ihren Vertrieb in den kommenden drei Jahren auf neue Regionen ausdehnen. Mit 60 Prozent konzentriert sich die Mehrheit dabei auf den Asien-Pazifik-Raum. Gebremst bei ihrem Expansionsdrang werden die Vermögensverwalter unter anderem durch aufsichtsrechtliche Beschränkungen. 85 Prozent der Befragten stufen diese als die größte Herausforderung bei der Expansion in neue Märkte ein. 55 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie von schwierigen Vertriebsbedingungen in manchen Ländern abgehalten werden, Investitionen zu tätigen. 
Zauberwort „Multi-Asset“
67 Prozent der Befragten setzen ganz konkret auf Multi-Asset-Lösungen als größten Wachstumstreiber in den kommenden drei Jahren. Als weniger aussichtsreich eingestuft werden indessen traditionelle, aktiv verwaltete Aktienstrategien (17 Prozent) und traditionell verwaltete Rentenstrategien (sieben Prozent). Der Wechsel von traditionellen Anlageprodukten hin zu Multi-Asset-Lösungen repräsentiert nach Einschätzung der Studienmacher einen Wendepunkt für die Branche. Und er biete gewaltige Wachstumsmöglichkeiten. 
Im Hinblick auf den absehbaren Run auf Multi-Asset-Lösungen vertreten jedoch 74 Prozent der Umfrageteilnehmer die Ansicht, dass nur wenige Asset Manager bereits die Voraussetzungen erfüllen, um diese integrierten Lösungen überhaupt anzubieten. Nach Angaben von Joseph Antonellis sind sich über 90 Prozent der Umfrageteilnehmer darin einig, dass bei der Akquisition neuer Kundenvermögen die Manager mit dem höchsten Maß an Transparenz die Oberhand gewinnen. Sein Rat: „Vermögensverwalter können ihre Zielgenauigkeit verbessern, indem sie ein spezifisches Spektrum an Instrumenten und Fähigkeiten erarbeiten, um in diesem schwierigen Umfeld erfolgreich zu bestehen.“ Hierbei spiele die Umgestaltung einzelner Anlageprodukte zu ausgereiften Lösungen eine wichtige Rolle. 
portfolio institutionell newsflash 18.06.2014/Tobias Bürger
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