Alternative Anlagen
14. Juni 2021

Wald kostet im Schnitt 12.700 Euro pro Hektar

Forstmarktbericht von Colliers. Erzielbare Renditen in Deutschland bei 1,5 Prozent.

Die Folgen des Klimawandels haben den deutschen Wäldern zugesetzt. Durch Stürme, Sommertrockenheit und die dadurch verstärkte Verbreitung des Borkenkäfers wurden circa 300.000 Hektar Wald zerstört. Der Rohholzpreis sank teilweise um über 50 Prozent durch das erhöhte Holzaufkommen. Dieser Preisverfall führte zu einer deutlichen Verschlechterung der Ertragssituation. In Privatforstbetrieben sank der Reinertrag im Durchschnitt von 195 Euro pro Hektar im Jahr 2018 auf 60 Euro pro Hektar in 2019. Viele Betriebe mussten Verluste ausweisen. Doch der deutsche Wald biete nach wie vor solide und attraktive Investitionsmöglichkeiten, so das Fazit des neuen Marktberichtes Forst des Immobilienberatungsunternehmens Colliers. Die Publikation gibt einen Überblick über den deutschen Wald, analysiert den Waldflächen- und Holzmarkt und bietet einen Ausblick auf international mögliche Renditen. „Erfreulicherweise gibt es in diesem Jahr deutliche Anzeichen einer Markterholung. Wir gehen davon aus, dass eine nachhaltige operative Rendite, also ohne Wertsteigerung des Grund und Bodens, von 1,5 Prozent jährlich bei deutschen Forstinvestments erzielt werden kann“, sagt Eckbrecht von Grone, Co-Head Land & Forst bei Colliers.

Große Preisunterschiede nach Region

Im internationalen Vergleich ist Waldbesitz in Deutschland eher kleinteilig. Von rund zwei Millionen Waldeigentümern Deutschland besitzt weniger als die Hälfte eine Waldfläche, die größer als 20 Hektar ist. Der Markt für Waldlfächen ist daher ebenfalls eher kleinteilig. Das Transaktionsvolumen betrug 2018 insgesamt rund 430 Millionen Euro bei einer Verkaufsfläche von 34.100 Hektar. Im Schnitt wechselten nur 1,8 Hektar Wald pro Transaktion den Eigentümer. Darüber hinaus unterliegt der Transaktionsmarkt großen regionalen Unterschieden. „Der Durchschnittspreis für Forstflächen lag in 2018 bei circa 12.700 Euro pro Hektar und hat sich seitdem auf diesem Niveau stabilisiert. Das Spektrum reicht jedoch von 5.000 Euro pro Hektar für eine Kleinfläche in Thüringen über 13.000 Euro pro Hektar für einen vorratsstarken Kiefernwald in Brandenburg bis zu 60.000 Euro pro Hektar für ein kleines Waldstück in Oberbayern. Diese Preisunterschiede sind nicht immer ökonomisch begründbar“, führt von Grone aus.

Erzielbare Renditen in den USA bei bis zu 4,5 Prozent

Interessant erscheint der Studie zufolge auch der Blick ins europäische Ausland und über den Atlantik: Während die erzielbaren Renditen (IRR vor Steuern) in Finnland und Schweden bei 3,3, und 3,5 Prozent liegen, können Forstinvestoren in den USA eine Rendite zwischen vier und 4,5 Prozent erwarten. Übertroffen wird dies nur von Rumänien mit 5,3 Australien und lateinamerikanischen Staaten. Hier sind laut Studie Renditen zwischen 6,3 und 7,5 Prozent möglich.

Die Studie zeigt auch, dass die Waldflächen in Europa seit dem Jahr 2000 gewachsen sind. Einzig in Schweden und Finnland nahm die Waldfläche in den Jahren von 2000 bis 2015 ab. Erklären lässt sich dies zum einen mit der gestiegenen Nachfrage nach Holzprodukten und der Möglichkeit von Kahlschlägen in den beiden Ländern. Zum anderen waren auch Schweden und Finnland von Kalamitäten durch Stürme und Insekten betroffen. Die Waldfläche in Deutschland hingegen hat sich in den Jahren 2000 bis 2015 um rund 0,6 Prozent vergrößert. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich aber weit hinter Bulgarien oder Italien mit Flächenzuwächsen im zweistelligen Prozentbereich.

Klimawandel erfordert Umdenken

Die aktuelle Entwicklung des Klimas zeigt außerdem, dass ein großflächiger Waldumbau notwendig ist, um den Wald funktional zu erhalten. Von den insgesamt gut elf Millionen Hektar Wald in Deutschland muss aus Sicht der Autoren der Studie bis zum Jahr 2050 etwa die Hälfte verändert werden. Mit dem Waldumbau wurde bereits vor Jahren begonnen, wie auch die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur zeigen. „Die Laubholzanteile haben zu Lasten der Nadelholzanteile zugenommen – allen voran bei der Fichte. Gleichzeitig verzeichnen einige Baumarten höhere Zuwächse, was sich unter anderem aus längeren Vegetationsperioden begründet. Das Ergebnis sind die wohl vorratsstärksten Wälder Europas“, sagt Nils von Schmidt, Co-Head Land & Forst bei Colliers.

Hervorzuheben ist auch der Kohlenstoffvorrat der deutschen Wälder. Insgesamt bindet der Wald 991 Millionen Tonnen Kohlenstoff und ist damit eine der größten CO2-Senken. „Dies verdeutlicht die Rolle des Waldes zur Regulierung des Klimas und bei der Speicherung von CO2. Die Inwertsetzung der Ökosystemleistungen, insbesondere der CO2-Speicherleistung ist in der politischen Diskussion angekommen, gut begründbar und könnte zukünftig zu einer Verbesserung der Ertragslage von Forstbetrieben führen“, erläutert von Schmidt.

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