Immobilien
3. Juni 2025

Wenn aus Büros Studentenwohnungen werden

Die Allianz trennt sich von einem modern anmutenden Bürohaus, für das es keine Nachfrage mehr gibt. Ein anderer Versicherungskonzern sieht darin Chancen.

Die auf hochwertige und vergleichsweise risikoarme Core- und Core-plus-Immobilien spezialisierte Investmentgesellschaft Pimco Prime Real Estate (ehemals Allianz Real Estate) hat im Auftrag der Allianz eine Büroimmobilie in Berlin-Kreuzberg an PGIM Real Estate verkauft. Das Objekt im Herzen der Bundeshauptstadt ist Teil des Gebäudekomplexes „Markgrafenpark“ entlang der Rudi-Dutschke-Straße, der Lindenstraße und der Markgrafenstraße. Das Areal wurde zwischen 2001 und 2009 mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut.

Offenbar findet der bisherige Eigentümer für das achtstöckige und modern anmutende Bürohaus mit mehr als 14.000 m² Bruttogeschossfläche keine Mieter. Denn PGIM Real Estate, der globale Immobilieninvestmentzweig von PGIM, hinter dem der Lebensversicherer Prudential Financial steht, hat das Gebäude für seine europäische „Value-Add-Strategie“ erworben und plant einen Umbau.

Aus den Büros sollen mehr als 300 Wohnungen für Studenten und junge Berufstätige entstehen. Die Nachfrage nach entsprechenden Wohnungen ist groß. Nabil Mabed, Portfoliomanager der europäischen Value-Add-Strategie bei PGIM Real Estate, kommentiert: „In Großstädten besteht europaweit immenser Bedarf an Wohnungen, die den Bedürfnissen einer jungen Generation entsprechen. Durch die Umwandlung von Büroimmobilien, für die kein Bedarf mehr besteht, kombinieren wir die Schaffung von wertvollem Wohnraum in erstklassigen Lagen mit attraktiven Renditen für unsere Investoren.“

Immobilien mit höheren Renditeerwartungen

PGIM Real Estate sieht in der aktuellen Marktlage, bei der viele Büroimmobilien auf der Strecke bleiben, eine Chance für Wertschöpfung. Der Ankauf im Markgrafenpark sei die erste erfolgreich abgeschlossene Transaktion der „Micro-Living-Plattform“ Omniliv. Diese soll in den fünf größten deutschen Städten ein Portfolio von Micro-Living-Objekten aufbauen. Doch die Umnutzung einer Büroimmobilie ist komplex und mit hohen Kosten verbunden, vor allem wenn im Bestand umgebaut, also auf den Abriss verzichtet werden soll.

Per Definition ist „Value Added“ eine Risikoklasse, deren Renditeerwartungen bei vergleichsweise großem Ausfallrisiko ein hohes Niveau erreichen können. Da es sich um Objekte in meist mittlerer Gebäudequalität handelt, bieten Value-Added-Investments die Möglichkeit, durch Renovierung und Neuausrichtung signifikante Wertsteigerungen zu erzielen, erklärt Immobilienspezialist Colliers. Von Core-Immobilien, für die Pimco Prime Real Estate nach eigenen Angaben eigentlich steht, kann also keine Rede mehr sein.

Studentenwohnheime sind gefragte Investments

An Wohnimmobilien im Portfolio führt offenbar kein Weg vorbei. In einer Umfrage des weltweit tätigen Immobilienberaters Cushman & Wakefield gaben erst kürzlich achtzig Prozent der Investoren im europäischen Wohnsektor an, dass sich ihre Allokation in den nächsten fünf Jahren erhöhen werde. Studentenwohnungen und der private Mietsektor werden im „European Living Investor Survey 2025“ als Hauptanlageziele genannt. Der Report spiegelt das Stimmungsbild institutioneller Investoren wider, die weltweit Gewerbeimmobilien von zusammengerechnet mehr als 1,4 Billionen Euro verwalten.

Die Nutzungsart Studentenwohnungen ist für 75 Prozent der Befragten das wichtigste Investmentziel für die kommenden drei Jahre. Solide Grundlagen, Mietwachstum über dem Inflationswert und eine geringere Regulierung im Vergleich zum traditionellen Mietmarkt seien dabei ausschlaggebend.

Trendwende am Büromarkt

Am deutschen Markt für Büroimmobilien-Investments waren in den vergangenen Jahren vor allem Gebäude an Top-Standorten gefragt, während B-Standorte das Nachsehen hatten. Eine Auswertung der Büro-Transaktionen im ersten Quartal 2025 deutet darauf hin, „dass Investoren ihre sicherheitsorientierte Ausrichtung hinsichtlich der Risikostrategie zwar beibehalten, sich dabei aber auch wieder vermehrt in die B-Standorte und Regionalzentren wagen“, wie Marc Rohrer vom Immobiliendienstleistungs- und Investment-Unternehmen CBRE erklärt. „Wir sehen, dass langsam das Vertrauen zurückkehrt“, so der CBRE-Investmentchef für Hamburg und die Region Nord.

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