Pensionsfonds
19. Februar 2014

Wiedererwachtes Risikobewusstsein

Über 80 Prozent der institutionellen Investoren erwarten, dass das Risikomanagement in Zukunft eine noch wichtigere Rolle im Anlageentscheidungsprozess spielen wird. Das besagt eine Studie von BNY Mellon, die zusammen mit dem Nobelpreisträger Dr. Harry Markowitz erstellt wurde.

Die jüngste BNY-Studie trägt den Titel „New Frontiers of Risk: Revisiting the 360º Manager“ und beschäftigt sich mit einer breiten Palette von Risikothemen, darunter das Management von Markt- und Credit-Risiken. Darüber hinaus werden Risikoaspekte rund um die Emerging Markets ebenso thematisiert wie regulatorische Veränderungen. Für die Studie wurden mehr als 100 institutionelle Investoren befragt, darunter Pensionseinrichtungen und Stiftungen. Zusammengenommen liegen die Assets under Management der Studienteilnehmer bei rund einer Billion Dollar. 
Eine zentrale Erkenntnis der Studie betrifft das Thema „Benchmark“. Glaubt man den Studienmachern, sind die Investoren längst nicht mehr daran interessiert, ihren Vergleichsmaßstab zu schlagen. Statt die Benchmark übertrumpfen zu wollen, stünden nun absolute Zielrenditen im Fokus. Dieser Paradigmenwechsel ist laut BNY Mellon unter anderem das Resultat aus engen Risikobudgets. Darüber hinaus sind die Investoren bestrebt, Downside-Risiken zu vermeiden.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt der BNY-Studie betrifft das zunehmende Interesse an alternativen Investments. Nach Analyse der Umfrageergebnisse setzen die Investoren verstärkt auf Alternatives, um einerseits die Diversifikation ihrer Anlagen zu vergrößern. Andererseits erhoffen sich die Anleger davon einen gewissen Schutz vor Downside-Risiken. Laut den Studienangaben wollen die Anleger ihre Allokation im Bereich des Alternatives binnen der nächsten fünf Jahre weiter aufstocken. 
Die Krise wirkt bis heute nach
Weiterhin hat die Finanzkrise ab 2008 zu einem Wiedererwachen des Risikobewusstsein geführt, wie BNY ausführt, zumal die damals zum Einsatz kommenden Risikomanagement-Prozesse für eine Krise solchen Ausmaßes ungeeignet gewesen seien. Vor diesem Hintergrund ist bei den Kapitalsammelstellen auch der Wunsch gereift, ungewünschten Leverage zu vermeiden und die Investments insgesamt besser zu verstehen. In dem Zusammenhang gaben die Studienteilnehmer zu Protokoll, dass die Marktverwerfungen im Rahmen der Finanzmarktkrise und die anschließende Rezession ihr größter Motivator gewesen seien, um sich stärker auf Risiken zu fokussieren. 
Nach Angaben der Autoren wird in naher Zukunft nicht nur das Risikomanagement aus Sicht institutioneller Investoren in Anlageentscheidungsprozess eine noch wichtigere Rolle spielen. Vielmehr geht mit 73 Prozent eine große Mehrheit der Befragten Investoren davon aus, binnen der nächsten fünf Jahre noch mehr Zeit auf Themen zu verwenden, die sich dem Investmentrisiko widmen. Immerhin 68 Prozent der Studienteilnehmer erwarten, künftig mehr Zeit mit Aspekten rund um die Behandlung operationeller Risiken aufzuwenden. Trotz dieses klaren Bekenntnisses zum Risikomanagement hat bisher aber nur ein Viertel der Befragten einen Chief Risk Officer positioniert.
Nach Angaben von Debra Baker, Leiterin der Global Risk Solutions Group bei BNY Mellon, sind institutionelle Investoren im Tagesgeschäft mit einer Vielzahl von Risiken konfrontiert, angefangen bei neuen Regularien über umfangreiche Transparenzanforderungen bis hin zu  konkreten Investitionsrisiken: „Für viele Anleger war das Risikomanagement bislang ein verwirrendes Vorhaben – in dem Augenblick, in dem sie davon ausgegangen sind, dass die meisten Risiken gemessen, gemanagt und abgeschwächt worden sind, erwachsen neue Risiken, während alte Risiken sich fortentwickeln.“ Vor diesem Hintergrund sieht man bei BNY Mellon den Bedarf nach einem die Risiken umfassenden Rahmenwerk, das insbesondere die Wechselwirkungen der Risiken beleuchtet. Das nächste Etappenziel im Risikomanagement könnte nach Ansicht von Debra Baker in einem die wesentlichen Risiken überlappenden quantitativen Scoring liegen. 
portfolio institutionell newsflash 19.02.2014/Tobias Bürger
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