Pension Management
28. Januar 2020

WTW: Altersvorsorgeeinrichtungen investieren zu traditionell

Umfrage von Willis Towers Watson. 71 Prozent verfehlten 2019 ihre Renditeziele.

Nach einer Umfrage des Beratungshauses Willis Towers Watson (WTW) nutzen deutsche Altersvorsorgeeinrichtungen trotz einiger Anpassungen als Reaktion auf das Niedrigzinsumfeld nur zögerlich die Vorteile höher rentierlicher Anlagemöglichkeiten. Das berichten die IPE News am Dienstag. In einer Umfrage unter verschiedenen Arten von Anlegern stellte Willis Towers Watson fest, dass 71 Prozent von ihnen ihr Renditeziel für 2019 nicht erreicht hatten, gegenüber 96 Prozent im Vorjahr. An der Umfrage nahmen 38 Altersvorsorgeeinrichtungen mit insgesamt 163 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen teil.

Pensionskassen und Pensionsfonds, die Anlagerichtlinien unterliegen, steckten 2019 der Umfrage zufolge 65 Prozent ihrer Assets in Anleihen, einen Prozentpunkt weniger als 2018, zehn Prozent  in Aktien (zwölf Prozent im Jahr 2018) und 25 Prozent in Immobilien, Alternatives und Cash (22 Prozent im Jahr 2018). Die befragten unregulierten Investoren – meist Contractual Trust Arrangements (CTA) – reduzierten ihre Allokation auf Anleihen stärker zugunsten alternativer Anlagen. Sie investierten 2019 zu 44 Prozent in Anleihen gegenüber 58 Prozent im Jahr zuvor, 21 Prozent in Aktien (2018: 25 Prozent), 22 Prozent in Alternatives (2018: fünf Prozent) und 14 Prozent auf Immobilien und Bargeld (2018: zwölf Prozent). Nigel Cresswell, Leiter der Anlageberatung bei Willis Towers Watson in Frankfurt, kommentierte die Ergebnisse, dass „Altersvorsorgeeinrichtungen in ihrem traditionellen Verhalten stecken bleiben“.

Das Beratungsunternehmen stellte fest, dass die Investments der befragten Investoren an Alternativen Anlagen im Vergleich zum Jahr 2010 zwar erheblich gestiegen sei, dass es jedoch eine größere Verschiebung erwartet hätte. Die WTW-Umfrage zeigte, dass die deutschen Altersvorsorgeeinrichtungen zunehmend die Auslagerung von Anlageentscheidungen in illiquide Anlageklassen anstreben: 2019 gaben sieben Prozent an, dass sie in den nächsten zwei Jahren eine verstärkte Auslagerung in diesem Bereich planen, gegenüber drei Prozent im Jahr 2018.

Die in Deutschland geltenden Regelungen und Anlagequoten, die zum Beispiel für Pensionskassen gelten, seien zwar restriktiv, es gebe aber immernoch Spielraum, den die Pensionskassen nicht ausschöpfen würden, sagte Tobias Bockholt, leitender Investitionsberater bei Willis Towers Watson in Frankfurt gegenüber IPE. Vielen Pensionskassen fehlten die Ressourcen und die Risikomanagementsysteme, um mit Anlageklassen wie Private Equity und Private Debt umzugehen. „Regulierte Altersvorsorgeeinrichtungen müssen ihre Governance stärken, sich aber auch völlig anders aufstellen, zumindest in einigen Bereichen“, so Bockholt. „Sie müssen ihre Komfortzone verlassen.“

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