Alternative Anlagen
20. Mai 2025

Zoll-Debatte bremst Private Equity

Fonds arbeiten an Resilienz ihrer Targets. Wertsteigerungen sollen jetzt erst recht in den Fokus rücken.

Die Zoll-Ideen der US-Regierung und die Gegenzölle anderer Regierungen sorgen für Sand im Getriebe der Private-Equity-Industrie. 88 Prozent der Private-Equity-Fonds mit einem Volumen von über fünf Milliarden Euro wollen entweder bezüglich neuer Investitionen vorerst pausieren, vorsichtiger vorgehen oder sich auf kleinere, risikoärmere Akquisitionen konzentrieren. Auf diesen Wegen wollen die Large-Cap-Beteiligungsfonds die Auswirkungen der Zollrisiken abmildern. Dies gaben die Fonds Anfang März 2025 in einer vom Berater Alvarez & Marsal (A&M) beauftragten Umfrage an. Befragt wurden 200 Fonds und Führungskräfte von Portfoliounternehmen in Europa. Im Mai 2025 wurde eine ergänzende Umfrage zum Thema Zölle durchgeführt, bei der 100 Befragte aus der früheren Studie erneut kontaktiert wurden.

Im Gegensatz zu den Large Caps geht die Tendenz bei Mid-Cap-Fonds stärker dahin, einen strategischen Rückzug auf breiter Front zu vermeiden: 38 Prozent geben an, dass sie ihre Investitionsentscheidungen als Reaktion auf die Zölle nicht angepasst haben.

Steffen Kroner, Managing Director, Private Equity Performance Improvement bei A&M, erläutert, dass die US-Zölle die operative Widerstandsfähigkeit in den Mittelpunkt gerückt haben. „Ziel ist, dass Unternehmen rezessionssicherer und stärker immun gegen höhere Zölle werden. Die Margenverbesserung, die lange Zeit im Vergleich zu Umsatz- und Ebitda-Wachstum unterbewertet wurde, sollte stärker in den Fokus rücken. Um auch in unsicheren Zeiten erfolgreich zu agieren, werden diejenigen Investoren am besten positioniert sein, die schnell bestehende Risiken bewerten und damit ihre Portfolien stärken – dies gilt gerade für Large-Cap-Investoren mit weltweit agierenden Portfoliounternehmen.“

Kreativität beim Exit

Die derzeitige Zoll-Debatte führe auch zu einer Zweiteilung der Exit-Strategien. Die Hälfte der Large-Cap-Fonds beschleunigt ihre Exit-Vorbereitungsprogramme, um einen schnelleren taktischen Ausstieg vorzubereiten. Jedoch erwarten 38 Prozent Verkaufs-Verzögerungen. Mid-Cap-Fonds zeigen sich dagegen zuversichtlicher: 38 Prozent geben an, dass die Zölle keine Auswirkungen auf die Vorbereitungen und den Zeitplan für den Ausstieg haben werden.

Um einen weiteren Exit-Stau zu verhindern, lautet bei fast der Hälfte der Fonds die Strategie für ältere Portfoliofirmen, dass sie bestehende Schulden refinanzieren und Wertsteigerungsprogramme entsprechend verlängern, während sie auf ruhigere Marktbedingungen und eine bessere Gelegenheit zum Verkauf warten. Nur ein Drittel der Investoren gibt an, dass sie ihre Portfoliounternehmen zu niedrigeren Bewertungsniveaus verkaufen möchten, wobei Large-Cap-Fonds etwas stärker dazu neigen (34 Prozent). Dies spiegelt möglicherweise den größeren Druck auf größere Fonds wider, Barmittel an ihre Kapitalgeber  zurückzugeben. Die Fonds nutzen zudem auch weiterhin kreativere Wege, um Liquidität bereitzustellen: 24 Prozent gaben an, dass sie bestehende Investments in Fortführungs- oder Sekundärfonds umgeschichtet haben.

Benjamin Reick, Senior Director bei A&M, kommentiert: „Verlängerte Halteperioden erschweren es den Private-Equity-Fonds, Finanzmittel an ihre Investoren – mit Gewinn – zurückzugeben. Dabei stellt gerade jene Kapitalrückgabe den kritischen Prüfstein der Branche dar. Zu viele Fonds verzögern die Umsetzung von Wertsteigerungsprogrammen noch immer bis spät in die jeweilige Halteperiode ihrer Portfoliounternehmen. Ein Modell, das nicht mehr funktioniert.“

Dazu passt, dass die Fonds zum Beispiel Lieferketten überprüfen und zunehmend die Vertriebsfunktionen ihrer Investments verbessern, um deren Resilienz zu erhöhen. Mehr als die Hälfte gibt an, dass sie nun mehr Zeit für die Optimierung ihres bestehenden Portfolios aufwenden, anstatt neue Akquisitionen zu tätigen.

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