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24. August 2015

Zu viel Freiheit

Die Erwartung an Mischfonds ist überhöht. Insbesondere Fonds mit hohen Freiheitsgraden hinken mit ihrer Performance hinterher. Wie Bernd Baur, Gründungspartner von Delta Management Consulting, zu dieser Erkenntnis kommt, erklärt er im Interview.

Mischfonds und Absolute-Return-Produkte werden im Niedrigzinsumfeld als Allheilmittel gepriesen. Geschieht dies zu Recht?
Die Theorie spricht dafür, Asset Managern große Anlagefreiheiten einzuräumen. Der Praxis hält dieser Gedanke jedoch nicht stand. Der Knackpunkt liegt darin, dass das Timing der Asset-Klassen die Rendite von Mischfonds stark beeinflusst, Timing aber sehr schwierig ist.
Um die Hypothese „je größer der Freiheitsgrad, desto besser die Performance“ zu überprüfen, haben wir auf Basis von bei Morningstar gelisteten Fonds Anlagestrategien mit unterschiedlichen Freiheitsgraden bei der Asset-Allokation (flexibel versus starr) und der Einzeltitelauswahl (aktiv versus passiv) verglichen. Im Ergebnis performten im Schnitt die Fonds mit dem größten Freiheitsgrad am schlechtesten. Nur wenige aktive Mischfonds schaffen es in die Top 20. Anders ausgedrückt: Mit zunehmendem Freiheitsgrad steigen zwar die Kosten, nicht aber die Renditen.
Für Absolute-Return-Produkte ist zu berücksichtigen, dass deren Ausgestaltung sehr unterschiedlich ist und diese Produktkategorie außerdem sehr unterschiedlich definiert wird. Einheitlich ist an den Absolute-Return-Produkten aber eines: Zumindest für den Asset Manager erwirtschaften sie zuverlässig einen Absolute Return.
Also Freiheitsentzug für Asset Manager?
Oder man unternimmt große Anstrengungen beim Auswahlprozess der Asset Manager. Hier kommt es darauf an, aus einer guten Past Performance die richtigen Erkenntnisse bezüglich der Ursache dieser Qualität und deren Konstanz zu ermitteln. Nach unserer Erfahrung basiert Qualität auf der Stabilität bei Prozessen und Personen. Wichtig ist zweitens, wie viel Zeit die handelnden Personen mit Performance-Generierung oder mit administrativen Aufgaben verbringen. Nach der Auswahl des Asset Managers müssen diese Punkte kontinuierlich überprüft werden. Damit die Beziehung zwischen dem Asset Manager und dem Investor zudem auch Krisen übersteht, ist noch ein weiterer wichtiger Punkt zu beachten: Auf der persönlichen Ebene müssen Überzeugungen und Denkstrukturen übereinstimmen. 
Ist für eine glückliche Beziehung wichtig, dass der Manager auch für das Gesamtportfolio des Investors mitdenkt? 
Die Verantwortung für das Gesamtportfolio und dessen Konstruktion, die den Verbindlichkeiten gerecht werden muss, liegt nur beim Investor. Der Asset Manager muss sich als Baustein verstehen, für dessen Bewirtschaftung er klare Vorgaben bekommen muss. Auch das spricht gegen flexible Mischfonds und für spezialisierte Asset Manager. Je komplexer aber die Vermögensstruktur, desto wichtiger für den Investor, einen neutralen Dritten zum Gedankenaustausch zu haben.  
Gilt die Vergeblichkeit des Timings auch für den Investor? Er könnte Marktphasen und damit Investmentstile timen.
Auch hier gilt, dass Timing sehr lukrativ sein kann – theoretisch! Ein solches Markt-Timing muss aber auch gegenüber der Abdeckung der Verbindlichkeiten nachgelagert sein. Und ist es sinnvoll, die Sicherheit einer auf die Verbindlichkeiten austarierten Asset-Allokation gegen Risiko zu tauschen?
portfolio institutionell newsflash 24.08.2015/Patrick Eisele 
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